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Galerie OKRO
Othmar Prenner
1966 geboren in Schlanders, Italien
1990 - 1994 HTL für Bildhauerei, Innsbruck
1995 - 2001 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, Meisterschüler bei Prof. Asta Gröting
2001 Arbeitsstipendium New York
2002- 2005 Assistent an der Akademie der Bildenden Künste, München
Auszug Ausstellungen und Projekte
„Sag lächelnd good bye“, Städtische Friedhofsverwaltung München, 1998
„Scultura Europea“, Mogliano Veneto, 2000
„Lebenslauf“, Akademiegalerie München, 2000
„In Schottland“, ECA Edinburgh, 2000
„Der Müller“, Galerie im Andechshof, Innsbruck, 2001
„Mindesthöhe 2 m“, Installation, Reschenpass, 2001
„Jeder Tag ein Alltag“, Galerie Museum Bozen, 2003
„Der Traum vom Paradies", Himmelfahrtskirche München, 2004
„Transportale", Museumsquartier Wien, 2004
„Jugendsünden“, Ausstellung zu Karl Plattner, Vinschgau, 2010
„Karl auf der Mauer“, Mals, 2011
„Karl auf der Mauer“, Museion Bozen, 2011
„KEOM“, Bunker 23, Vinschgau, 2011
„Brotbox“, Fuorisalone, Mailand 2011
„Alles wird gut“, Mals, 2012
„Design beim Hafner“, Mals, 2012
„Lost Karma“, Marte, Montegemoli, 2013
„BOB“, Stuhlentwurf, Fuorisalone, Archivo Sacchi, Mailand, 2013
„10 Messer“, ES-gallery, Meran, 2013
Othmar Prenner
+39 391 339 0051
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Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris
Benny ist tot. Der dumpfe Schlag nimmt den Atem. Die Farbe weicht aus den Dingen. Stillstand. Erschöpfung. Leere. Benny war ein Träumer, in einer Gesellschaft, in der dies als Schimpfwort gilt: „Du Träumer! - Du träumst doch! - Träum weiter!“ In harter und ausdauernder Arbeit verwandelte er seinen Bunker, der einst zu Mussolinis kriegerischer „Linea non mi fido“ gehörte, in einen Ort der Gastfreundschaft, der Kreativität, des poetischen Spiels. Den betonblanken Schädel dieses vormals düsteren Zerrbilds militärischer Männer-Phantasien umfasste er mit einer hölzernen Zaun-Krone und verlieh ihm so tänzerische Leichtigkeit: Ihre Form folgt der Soundwave von John Lennons musikalischer Liebeserklärung an das Leben: „Give Peace a Chance“.
Überhaupt die Musik. Vielleicht war sie seine wirkliche Heimat. Ich besuchte Benny immer wieder gern mit meinen Matura-Klassen. Meine Schüler/innen sollten einen Eindruck davon gewinnen, welch unterschiedliche Lebensentwürfe es gibt, welche Freiheiten das Leben eröffnet, wenn man bereit ist, auch den Preis dafür zu bezahlen, den eigenen, vielleicht riskanteren Weg abseits ausgetretener Pfade gehen zu können.
Benny war ein wunderbarer Gastgeber. Die Schüler/innen spürten seine Liebe für die Menschen und die reichte bis ins kleinste mit unerschöpflicher Gestaltungsfreude konzipierte Detail seines Bunkers Susa 23.
Ein zufriedenes Lächeln blitzte in seinem Gesicht auf, wenn er, der DJ aus unseren Jugendjahren sah, wie die Schüler/innen es genossen, dass die wummernden Bässe den Bunker zu einer großen Sound-Machine machten.
Bennys Bunker war eine Plattform für alles Denkbare, eine Startrampe für Außer-Ordentliches, seine schiere Existenz wirkte heilsam und bestärkend in einer Landschaft ringsum, der - Betonsäule nach Betonsäule - alle guten Geister ausgetrieben werden.
Jetzt … lastet bleierne Traurigkeit auf dem verwaist zurückgelassenen Gemäuer. „Wer ein Leben rettet, rettet eine ganze Welt“, weiß ein jüdisches Sprichwort. Gleichwohl gilt, das müssen wir jetzt erneut erfahren: Geht ein Leben verloren, geht eine ganze Welt verloren. Klanglos verhallen unsere Fragen: Wie konnte das passieren? Warum ist es passiert? Was hätten wir tun können, um es zu verhindern?
(…)
Was können wir jetzt tun, künftig tun, um „es“ zu verhindern?
Wir müssen wieder in Bewegung kommen. Einen Fuß vor den andern setzen. Schritt für Schritt, aufeinander zu. Wir müssen lernen, unverstellt miteinander zu reden. Wahrhaftig sein, versuchen, in jedem Augenblick ganz da zu sein. Uns in unserer Gesamtheit mitteilen. Uns ohne Furcht auch unseren Schmerz zeigen. Keine Angst haben, um Hilfe zu bitten, wenn wir Hilfe brauchen. Keine Scheu haben, Hilfe anzubieten. Uns aneinander wärmen. Weiter träumen.
Träum weiter, Benny!
Garen und Kochen im Specksteintopf ist fast so alt wie das Feuer selbst.
Die Tradition, aus Speckstein Gebrauchsgegenstände zu fertigen, gibt es schon seit der Zeit der Etrusker. Auf Italienisch 'pietra ollare"wurden unterschiedliche Gegenstände gefertigt, wie zum Beispiel,
Töpfe, Becher, Teller und Schüsseln.
Einige Abbaugebiete dieses Steines befinden sich im Nord Westen Italiens. (im Valtelina werden diese Töpfe seit 1737 in einem Familienbetrieb hergestelt) Auch heute noch wird dieser Stein in geringen Mengen abgebaut und in einem kleinen Handwerksbetrieben weiterverarbeitet.
Der Speckstein ist meist von dunkelgrüner bis dunkelgrauer Farbe und der besteht zum größten Teil aus Talk, seine Sekundärbestandteile sind Magnesit, Serpentine und verschiedene Chlorite.
Seine positiven Eigenschaften liegen in der guten Verarbeitetbarkeit, Hitzebeständigkeit und der Fähigkeit lange Wärme zu speichern. Diese Vorzüge zeichnen den Stein als ideales Material für Kochgeschirr aus. Er trägt zurecht auch die Bezeichnung ''Topfstein." Der Stein hat eine hohe Dichte und dadurch werden keine Flüssigkeiten und Gerüche vom Stein aufgenommen, der Stein ist schwerer als Granit.
Beim Kochen erzielt man exzellente Kochergebnisse.
Durch die sanfte und gleichmäßige Wärmebgabe wird der Eigengeschmack der Speisen in besonderer Weise hervorgehoben.
Durch seine "Speckigkeit" besitzt der Stein eine natürliche Antihaftwirkung. Fleisch wird insgesamt zarter, Gemüse wird schonend gegart und auch ohne Fett nicht trocken.
Die Leidenschaft für gutes und authentisches Essen und der Guten Gestaltung von ursprünglichen Gebrauchsgegenständen haben mich zur Realisierung dieses Projektes bewogen.
Der architektonische Aufbau des 350 Quadratmeter großen Plateaus auf dem Bunker 23 sollte ein Treffpunkt für Kulturelle Veranstaltungen, Konzerte und Diskussionen dienen.
Denn 75 Jahre, nachdem dieser Bunker als Teil des Alpenwalls konzipiert und gebaut wurde und knappe 50 Jahre nach dem Komponieren eines Liedes, das als Botschaft für den Frieden um die Welt gehen sollte, ist die sichtbar gemachte Tonfolge von John Lennons‘ „Give Peace a Chance“ heute als Komposition in Vinschgauer Föhrenholz schon von weitem als Brüstung der Plattform sichtbar.
Aus einer 280 Jahre alten Zirbelkiefer werden 107 Gefäße in unterschiedlicher Größe gedrechselt. Jedes Gefäß wird nummeriert und mittels einer Grafik dokumentiert. In der Grafik ist der jeweilige Abschnitt des Baumes zu sehen aus dem das dazugehörige Gefäß entstanden ist. Die Oberfläche der Gefäße wird auf der In- nen- oder Außenseite, bzw, beidseitig gebrannt. Die Form und der Durchmesser werden in erster Linie vom Baum bestimmt. Dadurch entstehen sehr geradlini- ge Formen in den Größen von 100 mm bis 600 mm Durchmesser. In jedem einzelnen Gefäß ist der Baum noch spürbar.
Out of a 280 years old Swiss Stone Pine, 107 containers of different sizes are turned. Every receptacle is numbered and documented with a graphic. In the graphic the respective stub of the tree, which the receptacle was made of, is visible. The surface of the inside or outside, or on both sides respectively are branded. The shape and the diameter depend on the size of the tree. Through that, arise very straight shapes in size of a diameter between 100 mm and 600 mm. In every single container the tree is still noticeable.
MITTEN INS HERZ
Das neue Projekt des Künstlers Othmar Prenner heißt Brennende Liebe und trifft mitten ins Herz des Tartscher Bunkers B23 von Bernhard von Spinn. Die Installation zeigt im Rahmen des allseits gegenwärtigen und viel bearbeiteten Themas 70 Jahre Frieden, wie Kunst befrieden kann. Der Tartscher Bunker, in der Kulturlandschaft Hoache gelegen. Ein Wohnwagen ragt frech seine Nase aus dem Herz des Bunkers und wagt somit, jede Menge Fragen aufzuwerfen. Für Prenner ist die Verbindung zum Thema Frieden offensichtlich; hier werden Vergangenheit nicht verneint, sondern ihr begegnet. Angstfrei und dies mit einer unübersehbaren Wucht. Das Bewegliche des Campingwages, Sinnbild für Freiheit, Neugierde und Austausch, so Prenner, kombiniere sich bestens mit dem feststehenden Bunker als materielles Erbe wie auch mit dem Sinnbild des Bunkers für eine belastete Vergangenheit. „Frieden braucht Freiheit und die Chance, frech sein zu dürfen. Frieden lebt auch von Toleranz“. Heiter aufgebrochen wird auch die Sichtweise auf das Relikt des italienischen Faschismus und feiert mit seinem unverkennbaren Prenner'schem Stil die Tatsache, dass diese Zeit so nicht mehr wiederkommen muss. Während der Campingwagen heiter wie die Ferienzeit ein schweres Thema der Vergangenheit neu belebt, kann diese so neu betrachtet werden. Denn der Frieden und die Kunst sollten allen zugänglich sein.
The new project, by the artist Othmar Prenner, is called “Brennende Liebe” (burning love) and hits the heart of Bernhard von Spinn’s “Tartscher Bunker B23” (air-raid shelter B23 in Tartsch). The installation is a modern representation of the topic “70 years of peace”, and also how art can bring peace. A caravan juts out from the heart of the bunker and causes many questions to be asked. For Prenner the connection to the topic of peace is obvious. Here the past isn’t being denied but encountered without fear and with an obvious force. The mobility of the caravan is a symbol for liberty, curiosity and exchange, according to Prenner and combines itself very well with the anchored bunker as material heritage as well as the symbol of the bunker for the burdened past. “Peace needs liberty and the chance to be cheeky. Peace also lives from tolerance”. The view on this relict of Italian fascism is being made cheerful and celebrates with its unmistakable Prenner style the fact that this time mustn’t come back. The caravan, cheerful as a vacacion gives new life to a heavy topic of the past, and thus history can be looked at in a new way; because peace and art should be accessible for everyone.
Gedrechselte Gefäße aus Zirben- und Lärchenholz mit verbrannter Fassade,
Durchmesser 15 bis 80 Zentimeter, die Kohleschicht entsteht in einem speziellen, selbstentwickelten Verfahren, das Holz stammt aus dem Langtauferertal.
Turned bowl made of Swiss stone pine and larch with burned outside
diameter: 15 to 80 centimeters, the coal layer comes into being in a special, self-developed process, the wood comes from the “Langtauferertal” (a valley in South Tyrol)
Die ES gallery freut sich, gemeinsam mit Othmar Prenner und Artur Waldner die ES edition 2013 zu präsentieren.
Der Bildhauer Othmar Prenner realisierte zusammen mit dem Schmied Artur Waldner ein in limitierter Auflage
produziertes Produkt, welches die Suche nach dem erdverbundenen Sein und die ausgereifte Kunst des Schmiedens
zu einem archaisch anmutenden, schlichten und gleichzeitig eleganten Gegenstand verschmilzt.
* mit Beginn 2013 entsteht jährlich eine ES edition aus dem Bereich Kunst und Design.
ES gallery is honored to present, together with Othmar Prenner and Artur Waldner, the ES edition 2013.
The sculptor Othmar Prenner, realized together with the metal smith Artur Waldner, a in limited edition produced product, which through the search for the earth-loving existence and the mature art of forging combined melts together to result a archaic seemingly simple and at the same time elegant object.
Gemeinschaftsprojekt Sepp Mall_Othmar Prenner
Gärtnerei Schöpf
Heißt es nicht im Grün, man sollte im Rhythmus der Bäume lebm?
Wurzeln schlagn, zu Boden gehn, erbebm bei jedem Schritt.
Aber der kleine Zeisig, aus seinem Käfig geholt und aufs Sims des offnen Fensters gesetzt, bleibt wie erschüttert stehn. Unbeweglich, eine Sekunde lang, vielleicht auch zwei. Als könnte er nicht fassn, was ihm geschieht.
Noch einmal wendet er seinen Kopf, seinem Wärter prüfend in die Augen zu schaun. Dann stößt er sich ab mit einem Seufzer, hinein in den lichtn Tag, um in sichrer Entfernung loszulachen, lauthals los.
Und er flattert davon, ins Licht hinter den Wolkn, in die glückverheißende Freiheit, sich vor Lachn schüttelnd.
Und du, willst du blühn, willst du verwelkn, wann willst du dich im Sturme drehn?
Hieß es nicht, man solle im Windwurf vergehn?
(Und aus dem Totholz erstehn.)
Und dann, wenn du am Morgen ans Fenster trittst und die Augen öffnest, die schlafschwern Lider. Bestimmt passiert es dann. Denn Atmen ist alles. Es füllt dir die Schläfn mit Licht, mit brennender Schärfe. Es bringt dir den Wintertag in den Raum, in die ausgebreitetn Schwingen. Dann kommt eins der Vögelchen, der Kinder, es schwebt durch die Zimmer, eine Krankheit ist überstandn. Wir wissen alle, dass dies geschieht.
(Sepp Mall: Heißt es nicht im Grün)
Der Entwurf zu "Bob" stammt aus dem Jahr 2012. Der Armlehnstuhl gehört zu einer Reihe von Möbelobjekten, die der Bildhauer Othmar Prenner entwickelt hat. "Bob" besteht aus HPL-beschichtetem Sperrholz. Sitzfläche und Rückenlehne des Stuhls werden von zwei CNC-gefrästen Seitenteilen gehalten. Es sind diese beiden Flanken, die dem Möbel sein charakteristisches Profil geben, noch betont durch die kraftvolle Farbigkeit der eigentlich trivialen Laminate, die Prenner aber wie kostbare Intarsien einsetzt. Sie fügen sich zu einer präzise proportionierten Struktur aus Comic-Strip, Holzimitation und grafischer Zeichenhaftigkeit. Das Möbel wirkt zugleich humorvoll und dynamisch. Dekor und Konstruktion bilden dabei eine Einheit, die ergonomische Aspekte berücksichtigt. Sitz und Rückenlehne erinnern zwar an traditionelle Brettstühle, "Bob" ist aber überraschend komfortabel.
The design of “Bob” was made in 2012. The armchair is part of a number of furniture objects developed by the sculptor Othmar Prenner. “Bob” consists of HPL coated plywood. The chair’s sitting surface and backrest are held by two CNC milled side parts. It is those two flanks that give the object its characteristic profile, accentuated by the intense colors of the trite laminate which Prenner inserts like precious intarsia. They join together to a precisely proportional structure made of comic-strip, wood imitation and graphic symbolism. The object seems both humorous and dynamic. Decor and construction make a unit which respects ergonomic aspects. The seat and the backrest remind somewhat of traditional board chairs but “Bob” is surprisingly confortable.
Grundsätzlich ist wohl davon auszugehen, dass es Othmer Prenner darum ging, in Mals einen konzeptuellen Vorgang auszulösen. Ausgangspunkt ist dafür das Werk eines Künstlers, den im Vinschgau, vor allem in Mals, jeder kennt und dessen Werk sich großer Anerkennung erfreut. Dieser vertraute Ausgangspunkt ermöglicht es dem Künstler, gemeinsam mit einer beachtlichen Zahl von Mitbewohnern, auf inzwischen weit über einhundert Häusern schwarze Schriften in das Dorfbild einzustreuen. Diese Texte (genauer: Werktitel) erfüllen eine mehrfache Funktion: sie stellen zu einem einen Bezug zum Werk Plattners her; zum anderen aber eröffnen sie einen offenen Vorstellungsraum, der sich bei jedem Betrachter anders ausnimmt; und schließlich: die Schriften stellen in ihrer Uniformität des Schriftbildes ein abstrakt-konzeptuelles Gestaltungselement dar, welches das Erscheinungsbild des Dorfes verändert. Das Dorf Mals wird zu einem konzeptuellen Kunstwerk.
Entscheidend ist aber, dass in dieses Kunstwerk die Bewohner einbezogen sind: nicht nur, indem sie zulassen, dass eine bestimmte Schrift auf ihr Haus angebracht wird, sondern indem sie sich auf einen komplexen Vorstellungsvorgang einlassen, der an einem ihnen mehr oder weniger bekannten Ausgangspunkt ansetzt, um sie dann aber ins Offene zu tragen. Das wird am Ende ihr Denken nicht unverändert lassen. Sie sind schließlich nicht nur Statisten, sondern Mitakteure eines künstlerischen Vorgangs.
One would expect that Othmar Prenner wanted to create in Mals a conceptual process. The starting point for that was the work of one artist, who everyone knows and who’s work everyone appreciates in the valley of “Vinschgau”, especially in Mals. This familiar starting point makes it possible for the artist, together with his colleagues, to write black writings on more than one hundred houses so far. These texts (better said titles of works) create a versatile function: first they build a reference to the artist’s work. Second, they create an open showroom which is perceived differently by every observer. Finally the writings in their uniformity of their style create an abstract conceptual design element which changes the appearance of the village. Mals becomes a conceptual art piece.
Though it is crucial that in this art piece the inhabitants are included, not only to accept that a writing is being installed on their houses, but also by involving themselves in a complex imagination process which is set to a more or less known starting point and then carries them into the open. This, in the end won’t leave their way of thinking unchanged. Because finally they are not only supernumeraries but involved acteurs in an artistic process.
Was ist ein Werktitel?
Er ist ein Name oder eine Bezeichnung für ein Werk. Die einfachste Form ist zum Beispiel ein Porträt, das „Porträt (von N. N.)“ betitelt ist. Eigentlich kann jeder selbst erkennen, dass es sich um ein Porträt handelt, nur wenige aber wissen, wen denn der Künstler dargestellt hat. Oder „Tote Mutter“, eines der wichtigen Werke Karl Plattners. Eindeutig ist, dass es sich um eine liegende alte Frau handelt. Theoretisch könnte sie aber auch schlafend dargestellt sein, vielleicht als Anspielung auf den nahenden Tod. Um zu verstehen, dass die Dargestellte also tot und zudem die Mutter des Künstlers ist, bedarf es des Titels. „Rio de Janeiro“ lautet der Titel eines Bildes von Karl Plattner aus dem Jahr 1952: es zeigt in der unteren Bildhälfte eine horizontale Anordnung rechteckiger geometrischer Formen, die Häuser darstellen. Darüber ein Berg, der durch den Titel als der Zuckerhut identifiziert wird – das Wahrzeichen Rios.
What is a work title?
It is a name or a description of a work. The easiest form is for example a portrait, like the “portrait (of N. N.)”. In fact everyone can understand that it is about a portrait, only few know though, who the artist has portrayed. “Tote Mutter” (dead mother) is one of Karl Plattner’s most important works. It is obvious that the painting is about an old woman lying down. In theory she could also be portrayed sleeping though, maybe as an allusion to close death. So, in order to understand that the portrayal shows death and also that the woman is the mother of the artist, one needs the title. “Rio de Janiero” is the title of a painting by Karl Plattner from 1952; it shows in the lower half a horizontal order of rectangular forms which represent houses. Above that there is a mountain which, thanks to the title, can be identified as the Sugarloaf mountain - the symbol of Rio.
„Ich beneide dich so sehr um deine Spaziergänge im Vinschgau, besonders der Weg von Schleis nach Burgeis der Etsch entlang – wenn ich in Krise bin, wird meine Vorstellungsgabe sehr lebendig, im Gedanken lege ich den selben Weg zurück. Dazu noch bis Marienberg, wo ich die Malser Haide vor mir liegen sehe, und siehe, ich finde wieder den Weg – und ein gesundes und echtes Verhältnis zu meiner Arbeit. (3. Brief an Marjan Cescutti, Paris, 17. Februar 1980). Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass eine ähnlich starke, jedoch vollkommen anders gelagert Sehnsucht Teil jener Antriebsfeder war, die Karl Plattner nach Paris, Mailand und Florenz zog, die ihn von Europa nach Brasilien trieb und wieder zurück nach Mailand. Und letztlich noch einmal an die Côte d’Azur, bevor er sich, in Mailand, am 8. Dezember 1986 das Leben nahm.
Die Ausstellung folgt den Spuren des Malers und vertieft sich in die Anfänge. Einige der ausgestellten Arbeiten, Fotografien und Briefe sind erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich. Die 2010 entstandene Spurensuche nach Karl Plattner, der dokumentarische Film von Othmar Prenner: „Wer Angst vor dem Leben hat, hat auch Angst vor dem Tod,“ wird während der Ausstellung gezeigt